Buchtipp

Februar, 2025

Buchtipps

Jón Kalman Stefánsson, Mein gelbes U-Boot

Ein Schriftsteller trifft in einem Londoner Park den alten Paul McCartney, der dort Schutz sucht vor der Sonne, der Hitze, dem Ruhm. Gleich spricht er ihn an, sagt sich der Mann, doch die Erinnerung funkt ihm dazwischen: Da wächst er in den Siebzigern ohne Mutter in Reykjavík auf, wo die Trauer alle Gipfel des Landes überragt.

Er flüchtet sich ins Buch der Bücher, findet aber nur einen jähzornigen Gott, so fehlbar wie der trinkende Vater. Über die Jahre wird er selbst zum Schreibenden. Denn was, wenn nicht die Literatur, bringt das Licht der Tage zurück, und mit ihm all die, die wir liebten?

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Peter Schöber, Hugo Portischs große Momente der Zeitgeschichte

Der Prager Frühling, die Ölkrise der 1970er-Jahre, das Attentat auf Papst Johannes Paul II. oder der Fall des Eisernen Vorhangs: Hugo Portisch war stets mittendrin. Als bedeutendster Journalist der Zweiten Republik berichtete er nicht nur von den Ereignissen in der Welt, er erklärte sie seinem Publikum. Durch seine Berichte werden politische Umbrüche verständlich, deren Folgen bis heute andauern. Ein Stück Zeitgeschichte, wie es erhellender und spannender nicht sein könnte.

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Jessica Amankona, Das Vermächtnis von Murano

Murano, 1893: Eine gute Partie zu machen interessiert Orietta Volpato wenig. Als rebellische Tochter einer venezianischen Glasbläserfamilie träumt die Zwanzigjährige vielmehr davon, eines Tages den Betrieb der Familie zu übernehmen. Ihr großes Idol ist die einflussreiche Salondame Sibilla Veridiani. Orietta tut alles dafür, eine der heißbegehrten Eintrittskarten zum Maskenball der Veridiani anlässlich des Karnevals zu ergattern. Kurz bevor sie ihrem schillernden Traum ganz nah ist, trifft sie bei einer Gondelfahrt auf einen mysteriösen Fremden, der ihr Herz ungewohnt höherschlagen lässt. Doch dann verspielen ihre Brüder die Manufaktur, und Orietta ist die Einzige, die das Erbe ihrer Familie jetzt noch retten kann. Trifft sie die falsche Entscheidung, könnte nicht nur ihr Leben in tausend Scherben zerspringen.

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Maja Lunde, Für immer

An einem gewöhnlichen Tag Anfang Juni kommt die Zeit zum Stehen. Niemand stirbt, niemand wird mehr geboren. Die neue Ewigkeit verändert das Lebensgefühl der Menschen: Die Rentnerin Margo will ausgelassen das Leben feiern und auf Reisen gehen – doch ihr pflanzenliebender Ehemann Otto möchte seine Balkonblumen nicht alleine lassen. Für die Fotografin Jenny gibt es nichts Schöneres, als die geschenkte Zeit mit ihrer Familie im Sommerhaus zu verbringen. Trotzdem plagt sie das Gefühl, etwas Wichtiges zu verpassen. Und die Krankenschwester Eva erlebt die Sorge der Schwangeren, die nicht wissen, wann ihre Babys zur Welt kommen. Überall im Land rätselt man, warum die Menschen aus dem Lauf der Zeit herausgefallen sind. Ist es ein Virus, ein alter Zauber oder eine Verschwörung böser Mächte? Und warum geht in der Natur der Kreislauf von Werden und Vergehen unvermindert weiter?

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Jan-Erik Fjell, Nachtjagd

Eine grausam zugerichtete Frauenleiche und ein schrecklicher Verdacht: Norwegens berüchtigtster Serienmörder tötet wieder...
Am Ufer eines Sees in Norwegen wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, ihr geschundener Körper ist mit Wunden übersät. Kriminalkommissar Anton Brekke von der Polizei Oslo läuft es bei dem Anblick eiskalt den Rücken herunter. Wenn sich sein Verdacht bestätigt, dann hat der flüchtige Serienmörder Stig Hellum sein grausames Werk wieder aufgenommen – und bereits sein nächstes Opfer im Visier. Für Brekke beginnt ein Kampf gegen die Zeit und gegen unvorstellbar Böses. Denn der Fall ist mit einem Mann verbunden, der in Texas in der Todeszelle sitzt und nun sein Schweigen über eine verhängnisvolle Nacht vor über zehn Jahren bricht …

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Daniel Glattauer, In einem Zug

Eduard Brünhofer, ehemals gefeierter Autor von Liebesromanen, sitzt im Zug von Wien nach München. Nicht unbedingt in der Absicht, sich mit der Frau frühen mittleren Alters im Abteil zu unterhalten. Schon gar nicht in der Absicht, mit ihr über seine Bücher zu sinnieren. Erst recht nicht in der Absicht, über seine Ehejahre mit Gina zu reflektieren. Aber Therapeutin Catrin Meyr, die Langzeitbeziehungen absurd findet, ist unerbittlich. Sie will mit ihm über die Liebe reden. Dabei gerät der Schriftsteller gehörig in Zugzwang.

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Thomas Brezina, Aus für Strauss

Der Krimi zum 200. Geburtstag von Johann Strauss Das neue Jahr wird in Österreich traditionell mit seinem Donauwalzer begrüßt: Johann Strauss steht auf dem Olymp der klassischen Musiker neben Mozart und Beethoven. Als die Assistentin eines weltbekannten Strauss-Forschers während des Neujahrskonzerts verschwindet und später tot im Wiener Musik- verein gefunden wird, ahnt noch niemand, welche Folgen dieser Fall hat. Und dass er bis zu den Lebzeiten von Johann Strauss zurückreicht, bei dessen Walzerkonzerten die Tanzenden auf mysteriöse Weise umgekommen sind ... Thomas Brezina, Spezialist für Krimis und historische Figuren, liefert mit »Aus für Strauss« eine temporeiche Geschichte über den Walzerkönig.

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Buchtipp von Leser Herbert Weiss


Jonas Jonasson, Der verliebte Schwarzbrenner und wie er die Welt sah

Der Roman handelt in Schweden um 1850. Algot Olson, als Sohn eines Schweinebauern, der durch den Grafen als Verpächter einer kleinen Landwirtschaft in den Ruin und dann ins Armenhaus getrieben wurde. Algot ist gebildet, ehrgeizig und schlau, ganz im Gegensatz zum Grafen und seinen Familienangehörigen. Als neuer Pächter einer kleinen Landwirtschaft, die ihm der Graf aus schlechtem Gewissen überlässt, kommt er mit  dem Schwarzbrennen von Schnaps so über die Runden. Als ihn aber der Graf kündigt, kommt er durch Zufall zum Druckermeister Zimmermann und seiner Tochter, wird aufgenommen und zusammen werden sie erfolgreich, wenn auch oft mit Tricks und Bauernschläue. Letztlich kann sich Algot beim Graf rächen und mit seinen Freunden selbst in das Schloss des Grafen einziehen.

Wie all das geschieht, ist lustig, teilweise skurril und oft zum Schmunzeln. Die 400 Seiten sind leicht zu lesen, wieder einmal ein richtiger „Jonasson“. Dazu gibt es Einblicke in die Zeit um 1850 in Schweden.

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